Der Glaube an ein Leben nach dem Tod ist für die alten Ägypter immer lebendig gewesen.
Ein Weiterleben nach dem Tod war aber nur für jene möglich, die ein entsprechendes Leben führten. Im Totengericht wurden die Taten eines Menschen gewichtet (bzw. aufgewogen). Je nachdem wie das Ergebnis ausfiel, durfte sich der Mensch auf ein ewiges Leben freuen oder musste einen "zweiten Tod" sterben, der endgültig war.
Die Wanderung des Toten durch die Unterwelt
Wenn ein Mensch starb, dann kam sein Ka in das Totenreich (Unterwelt). Dort musste es erst den Weg zum Totengericht finden, wo sein Herz gegen die Feder der Maat gewogen wurde. Zuvor hatte er jedoch noch einige Prüfungen zu bestehen. Die Unterwelt wurde als komplex beschrieben, ähnlich wie ein Labyrinth, mit vielen Toren und Türen. Aber auch landschaftliche Beschreibungen der Unterwelt wurden verfasst. Sie erinnern an das Land im Diesseits, mit Flüssen, Sandbänken, Bergen und Hügeln. Es gab viele Hindernisse zu überwinden. Dämonen verfolgten die Seele, um sie mit allen möglichen Mitteln einzufangen. Nur durch die Kenntnis und Ausspruch ihrer Namen konnte der Tote (sein Ach) die Unterwelt ungestört durchwandern. Das galt auch für verschlossene Türen oder Tore. Nur wenn ihre Namen genannt wurden, öffneten sie sich, um den Weg freizugeben.
Deshalb enthielten Sargtexte oft:
Karten der Unterwelt,
Namen gefährlicher Dämonen und verschlossener Türen bzw. deren Wächter,
Zaubersprüche, welche gefährliche Dämonen bannen bzw. den eigenen Schutz gewährleisten sollen.
Namen gefährlicher Dämonen und verschlossener Türen bzw. deren Wächter,
Zaubersprüche, welche gefährliche Dämonen bannen bzw. den eigenen Schutz gewährleisten sollen.
Nach einem alten Text dauerte diese Wanderung sechs Stunden. Wenn die Seele so lange überleben konnte, kam sie vor das Totengericht. In der Halle des Gerichts saßen 42 Totenrichter. Vor ihnen musste sich der Tote rechtfertigen. Der Tote wurde (oft von Horus) zu Osiris geführt, dem obersten Totenrichter. Osiris saß vor Isis und Nephthys, die hinter ihm standen und um die Toten trauerten.
Das Wiegen des Herzens im Totengericht
Das Wiegen des Herzens im Totengericht
Nun wurde das Herz des Toten auf die Waagschale gelegt und gegen die Feder der Maat aufgewogen. Anubis Aufgabe bestand darin, das Lot der Waage zu prüfen. Thot notierte das Ergebnis und teilte es Osiris mit. Während das Herz gewogen wurde, sprach der Tote das "negative Bekenntnis". Dabei ging es darum, dass der Tote bestimmte Verfehlungen aufzählte, die er nicht begangen hatte, z.B. keine Lügen verbreitete, niemanden das Brot wegnahm (Diebstahl), niemanden tötete, etc.
Unterhalb der Waagschale, worin sich das Herz befand, kauerte die Verschlingerin (Totenfresser). Es handelte sich um ein schreckliches Wesen. Es hatte den Kopf eines Krokodils, das Hinterteil eines Nilpferdes und den Rumpf eines Löwen.
Wog das Herz des Toten schwerer als die Feder der Maat, so fraß es die Verschlingerin und der Tote starb einen zweiten, endgültigen Tod. Dieser zweite Tod löschte alle Erinnerungen an den Verstorbenen aus. Auch der Körper (Leichnam) des Toten wurde zerstört. Der zweite Tod war die schwerste Strafe, die sich der Ägypter vorstellen konnte.
War das Herz jedoch leichter als die Feder der Maat bzw. genau so leicht, durfte der Tote weiter leben. Er wurde selbst zu Osiris (NN, der Gerechtfertigte). Denn sein Herz ging gerecht aus der Waage hervor, ohne dass er bei irgendeinem Gott oder bei irgendeiner Göttin als Verbrecher befunden wurde. Er durfte fortan im Kreise der Götter leben.
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Bild: Abbildung (von links nach rechts): Anubis führt den Toten zur Waage. Auf der rechten Waagschale befindet sich die Feder der Maat, auf der linken das Herz des Toten in einer kleinen Urne. Anubis überprüft das Lot der Waage und die Verschlingerin wartet auf das Ergebnis. Thot schreibt das Ergebnis auf. Der Tote, dessen Herz leichter (oder genauso schwer) war, als die Feder der Maat wird von Horus zu Osiris, der auf dem Thron sitzt, geführt. Hinter Osiris stehen seine beiden Schwestern Isis und Nephthys. Oberhalb des Papyrus sitzen die Totenrichter.
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Bild: Abbildung (von links nach rechts): Anubis führt den Toten zur Waage. Auf der rechten Waagschale befindet sich die Feder der Maat, auf der linken das Herz des Toten in einer kleinen Urne. Anubis überprüft das Lot der Waage und die Verschlingerin wartet auf das Ergebnis. Thot schreibt das Ergebnis auf. Der Tote, dessen Herz leichter (oder genauso schwer) war, als die Feder der Maat wird von Horus zu Osiris, der auf dem Thron sitzt, geführt. Hinter Osiris stehen seine beiden Schwestern Isis und Nephthys. Oberhalb des Papyrus sitzen die Totenrichter.
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