Die altägyptische Medizin kann als ein Spezialgebiet der Ägyptologie angesehen werden, da sie sich neben dem Aufschluss des Krankheitsbildes, der Diagnose und dem Therapieverfahren auch mit Prognosen, Dämonenvertreibung, Hexerei und Zauberei beschäftigt.
Die Medizin im Alten Ägypten ist geprägt von zahlreichen Rezepten gegen alle möglichen Krankheiten, die einen innerlichen oder äußerlichen Ursprung besitzen. Am häufigsten litten die Ägypter unter Augenkrankheiten, was darauf zurückzuführen ist, dass die Augen durch den Wüstensand ständig gereizt, entzündet oder pathologisch chronisch verändert waren.
So verwundert es nicht, dass im Papyrus Ebers ein komplettes Kapitel den Augenkrankheiten gewidmet ist. Als Therapiemaßnahme wurde in den meisten Fällen schwarze Augenschminke eingesetzt, die nicht nur einen kosmetischen Hintergrund, sondern eben auch einen medizinischen Hintergrund aufwies.
Ebenso wurden den Magenkrankheiten und den Geschwulstkrankheiten eigenständige Kapitel gewidmet. Geschwülste, Schwellungen und dergleichen wurden als etwas Besonderes angesehen, in den meisten Fällen waren solche Erkrankungen nach Ansicht der Ägypter von Dämonen hervorgerufen worden. Diese wurden zumeist mit Salbmittel und Trankmittel behandelt.
Bevor man einen tieferen Blick in die altägyptische Medizin wagt, sollte man sich von dem modernen Standpunkt der Wissenschaft lösen. Die Ägypter hatten zweifelsohne ihr eigenes Denken über die Krankheitslehre, Anatomie und die Behandlungsmethoden, welche absolut nicht mit dem heutigen Stand verglichen werden können.
Der Papyrus Ebers ist der längste bisher gefundene medizinische Papyrus mit einer Gesamtlänge von 18,63 Meter. Ebers hatte ihn von Edwin Smith in Ägypten erworben, der jedoch durch den zweiten Weltkrieg teilweise zerstört wurde. Heute ist dieser in der Universität Leipzig untergebracht.
Eine Besonderheit, die im Papyrus Ebers auffällt ist die, dass die Ägypter sich anscheinend der klinischen Psychologie widmeten. Es wird mittels eines Rezeptes versucht, eine anscheinende Depression zu behandeln.
Insgesamt besteht der Papyrus Ebers aus 880 Einzeltexten, die in 108 Kolumnen angeordnet sind und die wiederum in 45 Untergruppen differenziert werden können, wobei 28 Kolumnen durch den Zweiten Weltkrieg zerstört wurden. Alle Texte, die vornehmlich aus Rezepten bestehen, bis auf die in den Papyrus integrierten Lehrtexte, ergeben eine Sammelhandschrift. Sammelhandschriften sind aus verschiedenen Themen zusammengestellte Texte, die keinen Bezug aufeinander haben müssen. Als Sammelhandschrift in der altägyptischen Medizin angesehen werden können der Papyrus Ebers und beispielsweise die Papyri Ramesseum III und IV. Das Pendant zu den Sammelhandschriften bilden die Lehrbücher, die sich grundsätzlich nur mit einer Thematik beschäftigen. Als Beispiele hierzu können die Papyri Smith, Kahun und Ramessum V genannt werden. Aber auch in den Sammelhandschriften konnten Lehrbücher vorhanden sein. Man denke da an das Schlangekompendium im Papyrus Brooklyn oder dem Gefäßbuch und dem Rhizinusbuch im Papyrus Ebers.
Erstaunlich ist die Vielfalt an medizinischem Wissen, was die Ägypter entgegenbrachten. Es gab nicht nur einen Allgemeinarzt, so wie wir ihn heute bezeichnen, sondern Spezialärzte, die sich auf eine Fachrichtung spezialisiert hatten. Herodots Aufzeichnungen zufolge handelte es sich hierbei unter anderem um Ärzte der Fachrichtungen Chirurgie, Hals-Nasen-Ohren-Spezialisten sowie um Gynäkologen und Urologen. Nicht verwunderlich ist es daher, dass diesen Fachrichtungen Fachbücher mit Lehrtexten, Therapien und Rezeptvorschlägen gewidmet wurden. Als grundlegendes Beispiel ist hier der Papyrus Smith zu nennen, der 48 chirurgische Fälle als Lehrtexte beinhaltet. Diese sind beginnend vom Kopf bis zum Fuß in der Reihenfolge angeordnet worden, wobei die Fälle abrupt nach dem 48. Fall in der Bauchregion enden. Dies gibt Aufschluss darüber, dass der Papyrus Smith sicherlich nicht vollständig erhalten ist.
Ein ganz bemerkenswerter medizinischer Papyrus ist der Papyrus Brooklyn, der sich als Schlangenkompendium erweist. Der Papyrus enthält neben Informationen zu Schlangen auch Rezepte zu Schlangenbissen oder sonstigen Krankheiten, die von Schlangen hervorgerufen werden konnten. Als überwiegendes Mittel gegen Schlangenangriffe wurde ein Zauber oder eine bestimmte Art von Magie eingesetzt.
Der Papyrus Kahun oder auch Lahun widmet sich der Gynäkologie und besteht hauptsächlich aus Prognosen für Mutter und Kind.
Der Papyrus Kahun liegt in zwei verschiedenen Varianten vor, wobei sich ein Teil mit Frauenkrankheiten und der andere Teil mit veterinärmedizinischen Aspekten beschäftigt.
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